Wenn
ich an das Thema „Frauenhandel“ denke, könnte ich toben vor
aufrichtigem Zorn. Ich fordere Sie auf, es mir nachzutun: Das muss
aufhören! Da aber Aggression ein schlechter Motor für das
Kolumnenschreiben ist, möchte ich ein paarmal durchschnaufen und
dann etwas anstellen, was auch nicht ganz in Ordnung ist: eine
satirische Umdrehung der Geschlechterverhältnisse. In diesem Sinne
lade ich Sie innig ein, mit mir über die Förderung des
Männerhandels nachzudenken. Wir wollen eine gewaltfreie Lösung
finden, mit der alle glücklich sind.
Viele
Männer können Dinge gut, für die sich Frauen einfach mehr
anstrengen müssen (ob das an der Natur oder an der Erziehung liegt,
sollen bitte andere entscheiden, ich habe hier nicht mehr so viel
Platz). Zum Beispiel: Alkohol vertragen, Vollbärte pflegen, sehr
schwere Dinge in Wohnungen tragen, Regale andübeln,
kumpelhaft-tröstend auf Schultern hauen und „Wird schon!“
brummen. Dazu kommt, dass weitaus mehr als die Hälfte aller Damen
einen Herrn beim Beweis von körperlicher Zuneigung bevorzugen.
Gerade bei der Zeugung von jungen Menschlein erweisen sie sich als
unschlagbar zweckmäßig.
Warum
also nicht ordentliche Institutionen einrichten, in denen sich alle
diese Bedürfnisse vermarkten lassen? Da kann es etwa eine
Fernsehwohnlandschaft im Angebot geben, in der ein gepflegter Herr
seine Dienste als Heulschulter und Fußwärmer anbietet. Männer, die
sich ohne Murren „Titanic“ oder „Sissi“ anschauen können,
sollen aus dieser Fähigkeit ruhig Kapital schlagen. Dübelservice,
Biertrink-Escort, Brutpflege – das ist doch in unserer
marktkonformen Demokratie alles denkbar, oder? Meinetwegen könnte
auch das Schreiben von Kolumnen übernommen werden – aber das ist
keine Satire mehr, sondern Utopie.