Mittwoch, 10. Oktober 2012

Lockert die Rücktrittsbremsen!


Politikerschimpf als Kolumneneinstieg? Das ist neuerdings besonders riskant. Schnell fliegen die Eulen nach Athen und schnell ist das Leservolk vergrämt. Auch meine Augen wollen nach oben rollen, höre ich nur das Wort „Kärnten“ oder gar „Inserat“. Ich kann nur hoffen, dass Sie langmütiger sind als ich selbst. Die kommenden paar Absätze möchte ich nämlich ein wenig räsonnieren über die da oben und uns hier unten.
Stichwort Rücktrittskultur. Es scheint, dass uns kleinen Leuten auf der Straße (bzw. mir hier in der Schreibstube) die politische Mitbestimmung entgleitet. Wie ungemein wohltuend ist es da, durch gemeinsame Empörung einen der schlimmen Finger da oben zu einem schönen, demütigen Rücktritt zu bringen! Die Fantasie flattert und zaubert mir folgende Idee in den Kopf: Wie beim Eishockey könnte doch der Bundespräsident die Macht bekommen, Mitspieler der Legislative zu Strafminuten auf der Hinterbank zu verdonnern. Ein dummer Spruch über echte und falsche Kärntner? Der Schiri pfeift sogleich, brummend muss sich der Faulspieler trollen. Beschämt soll er harren, bis er wieder zurück ins Spiel darf.
Und weil das Private das Politische ist, bin ich stark für eine Ausweitung der Rücktrittskultur. Die Diskontindustrie möchte ich zum Beispiel vehement zum Rücktritt aus der Brotbranche aufrufen: Hört auf, ihr könnt das nicht! Euer „Brot“ ist eine ungeheuerliche Entgleisung. Oder Passanten auf dem Radweg: zurücktreten bitte! Für den Installateur, der mir durch seinen Thermenpfusch drei kalte Winter beschert hat: Misstrauensantrag und Rücktritt!
So, und jetzt trete ich auch ein wenig zurück, zumindest bis zum nächsten Mal. Nur zur Sicherheit, denn vielleicht fanden Sie meine Ausführungen ja einfältig.