Dienstag, 10. Januar 2012

Schimpfagenturen gegen die Unwürde

Ich sag’s ja nur ungern, aber die Ungarn (halten Sie kurz inne, das war ein Wortspiel) haben einen Pascher. Antisemitische Politiker, Strafarbeit für Roma, kaputtgesparte Bibliotheken und ständig Flachsen im Gulasch. Gefördert wird nur noch, wer das rassigste Pusztapferdchen oder den kühnsten Grafen Andrászy malt. Unschön!
 
Apropos unschön: Rating Agenturen. Eine kleine handvoll Unternehmen, die gewinnorientiert über das Wohl und Wehe ganzer Staaten entscheiden und uns Wirtschaft und Währung ruinieren. Schon im Namen schwingen das englische „to berate“ („beschimpfen“) als auch die Ratten mit. Wobei die armen Nager das gar nicht verdienen. Laut neuesten Studien sind die Tauben der Erde nämlich fähig zu Einfühlungsvermögen und Zusammenhalt.

Trübes Brüten und Grübeln über üble Unternehmen haben mich aber auf eine Idee gebracht. Warum nicht eine eigene Agentur gründen – und zwar eine richtige Schimpfagentur? Mein Urteil erginge nicht über Kreditwürdigkeit, sondern den Grad der UN-Würdigkeit. Das könnte dann ungefähr so ausfallen: DJ Ötzi? BB+. Viktor Orbáns Verfassungswahn? DDD. Kim Jong Ills Blousons? Null Bonität. Die Idee, Strache mit einer fliegenden Wurstsemmel zu schmähen? Ramschniveau!

Bewerfen soll man demokratiefeindliche Demagogen mit vielem. Aber warum in Zeiten galoppierender Rohstoffpreise Nahrungsmittel verschwenden? Wenn, dann bitte zumindest vegetarische. Und überhaupt – wo es doch so blumige Schimpfwörter gibt! Oder alte, nasse Teebeutel: Man stelle sich vor, sie träfen die Populistenstirn zuhauf, blieben kleben mit einem satten Klatschen. Dieses Bild schenke ich allen, die bis zum Schluss gelesen haben. Wenn sie auch noch zustimmend „Super Kolumne!“ denken, verleihe ich ihnen eine AAA+.